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Religionswissenschaft im Beruf – Bundesweites Vernetzungstreffen in Bonn

Eine der Schlüsselfragen für Studierende von geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienfächern ist zweifellos, für welche Berufe das gewählte Studium qualifiziert. Während etwa das Medizin- und Jurastudium direkt als Berufsausbildung dienen, sieht bei den Geisteswissenschaften wie z. B. der Religionswissenschaft anders aus: Das Studium führt nicht direkt zu einem festdefinierten Berufsfeld, das außerhalb der universitären Sphäre liegt. Absolvierende dieses Faches arbeiten nach ihrem Studium in einer Vielzahl von Feldern, angefangen von Museen, dem Bildungsbereich über öffentliche Verwaltung, Gesundheitswesen bis hin zum Personalmanagement.

Die individuellen Wege in den Beruf und die Berufsfelder außerhalb der Akademie standen im Zentrum der Veranstaltung „Religionswissenschaftler im Beruf“, die am 20. Januar 2018 im Wissenschaftsladen Bonn stattfand. Sie richtete sich einerseits an Religionswissenschaftler/innen, die in nichtakademischen Bereichen arbeiten und andererseits an Studierende des Faches, die sich für verschiedene Berufswege interessieren. Ziel des Treffens war es, in einem Erfahrungsaustausch die Relevanz des religionswissenschaftlichen Studiums für verschiedene Berufsfelder herauszuarbeiten und die Teilnehmenden miteinander zu vernetzen. Dabei stellten Berufstätige ihre Jobs vor und zeigten auf, wie viel religionswissenschaftliche Expertise sie in diesen anwenden können und inwiefern sie damit dazu beitragen, die Sichtbarkeit von Religionswissenschaft in der Öffentlichkeit zu erhöhen.

Zum Auftakt der eintägigen Veranstaltung diskutierten Michael Blume (Stuttgart) und Krischan Ostenrath (Bonn) die Nachfrage des Arbeitsmarktes nach religionswissenschaftlicher Expertise. Deutlich wurde dabei, dass der in der Öffentlichkeit ausgerufene Bedarf an Expertenwissen zum Thema religiöse Vielfalt nicht unbedingt in vermehrten Arbeitsplätzen in diesem Bereich mündet. Zumal für solche dezidierten Stellenangebote die Absolvierenden der Religionswissenschaft in direkter Konkurrenz mit anderen Studienfächern wie Politikwissenschaft, Jura und Islamwissenschaft stehen. In der Diskussion wurde von beiden Diskutanten die Verantwortung der Hochschulen unterstrichen, schon während des Studiums berufsvorbereitend zu wirken. Die Bologna-Reform biete hierbei diverse Möglichkeiten der Steuerung. So müsse in den Akkreditierungsverfahren, das Studienfächer durchlaufen, ihre Employability nachgewiesen werden.

Nach der Auftaktdiskussion hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Weltcafés verschiedenen Berufsfeldern zu widmen. Die einzelnen Gruppen wurden  von Alumni der Religionswissenschaft geleitet: Gesundheitswesen (Florian Jeserich); Veranstaltungsmanagement und Kirche als Arbeitgeber (Julian Höbsch); Personalentwicklung und Mittelstand (Raphaela Grygo); Politische Bildung und Politikberatung (Simone Philipp).

Das Abschlussplenum wurde durch einen Inputvortrag von Wanda Alberts (Hannover) eingeleitet. Sie machte deutliche, dass beim Definieren des gesellschaftspolitischen Auftrags von Religionswissenschaft im Beruf ein Spannungsverhältnis zwischen fachwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erwartungen sichtbar. Die individuellen Wege in verschiedene Berufsbereiche zeigen aber, dass ein Studium der Religionswissenschaft keineswegs ein Hinderungsgrund sondern ein Potential darstelle, das selbstbewusst herausgestellt werden müsse.  

Das Projekt „Religionswissenschaftler im Beruf“ wird vom Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst (REMID) und dem Wissenschaftsladen Bonn (WiLa) in Kooperation mit dem Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) an der Ruhr-Universität Bochum sowie durchgeführt und von der Deutschen Vereinigung für Religionwissenschaft (DVRW) im Rahmen der Förderlinie „Religionswissenschaft und Öffentlichkeit“ unterstützt.