Blockbuster der Geschichte: Religion – Warum sind Religionen überhaupt spannend?

Religion ist überall – wirklich überall! Das fängt schon bei neuen Medien an. Hollywood, Netflix und Amazon, aber auch Ubisoft oder Sony bedienen sich regelmäßig religiöser Thematiken. Serien wie Supernatural, Good Omens oder Midnight Mass erfreuen sich großer Beliebtheit und ziehen viele Zuschauer:innen in den Bann. Im Anime Saint Young Men leben Buddha und Jesus in einer WG und wir sind bei ihrem Kurzurlaub in Tokyo dabei. Spiele wie Dead by Daylight spielen mit mesopotamischen Elementen – schließlich war die Figur „die Seuche“ in ihrem früheren Leben eine babylonische Priesterin. Bei Age of Empires können Mönche das gesamte Spiel drehen, bei Assassin’s Creed muss eine geheime Bruderschaft den Edenapfel beschützen und sogar bei Pokémon wird immer wieder darüber diskutiert, welche Pokémon nun die Welt erschaffen haben oder wie Raum- und Zeitkonzepte funktionieren. Selbst das derzeit erfolgreichste Disney Franchise Marvel bedient sich religiöser Elemente – auch wenn Loki und Thor in der Edda keine Brüder sind!

Schaut man sich Bands und Songs an, so kann man auch dort viele Religionsbezüge finden. By the Rivers of Babylon von Boney M. ist nicht nur ein Ohrwurm, sondern beruht auf Texten der Hebräischen Bibel/ des Alten Testaments. Und Marduk ist nicht nur irgendeine Black-Metal Band – ihr Name leitet sich vom babylonischen Stadtgott Marduk ab.

Filme, Serien, Videospiele oder Musik sind aber nur ein kleiner Teil, denn Religion ist nicht nur in der sogenannten Populärkultur zu finden. Religion findet sich beim Essen, im Sport oder der Kunst. Warum entscheiden sich Muslim:innen dazu, keinen Alkohol zu trinken? Was bedeutet koscher? Warum sind Teezeremonien so viel mehr als eine einfache Teezubereitung? Was hat Olympia mit den griechischen Göttern zu tun? Welche Bedeutung hat Yoga? Und was hat die Darstellung von Maria mit Jesus auf dem Schoß mit der ägyptischen Göttin Isis zu tun?

Religion spielt also in vielen Lebenslagen eine Rolle – in den ganz persönlichen Entscheidungen der Menschen oder in täglichen Situationen, ohne dass es einem selbst vielleicht bewusst ist. Doch Religion ist mehr: Gewalt, Terrorismus, Krieg und Fundamentalismus sind teils unausweichlich mit Religion verknüpft. Der IS sprengte alte Tempel in Palmyra, es gibt Geschichten von buddhistischen Mönchen, die „schlechte Menschen“ ermordeten, damit diese kein schlechtes Karma mehr „anhäufen“ konnten und somit eine bessere Wiedergeburt erhielten, in den USA werden Abtreibungsdebatten auf Grundlage der Bibel geführt und in Indien gibt es Berichte, bei denen nationalistische Hindus Muslime auf offener Straße anzündeten. Die Kreuzzüge im europäischen Mittelalter waren nicht die letzten Kriege, die im Namen eines Gottes (oder mehrerer Götter) geführt wurden. So versuchte die Lord Resistance Army mit größter Gewalt zwischen 1986 und 2017 einen Gottesstaat in Uganda und Südsudan zu errichten. Und Kim Jong-uns Familie legitimiert ihre Herrschaft in Nordkorea damit, dass Kim Il-sung, Begründer der Dynastie, mystisch vorherbestimmt gewesen sei.

Religion spiegelt sich aber auch und vor allem im Kulturkontakt wider. Einige griechische Münzen der Antike zeigen buddhistische Abbildungen, die biblische Flutgeschichte um Noah findet sich bereits im mesopotamischen Atraḫasis-Mythos, Vajrapāṇi – eine wichtige Figur vor allem im Mahāyāna Buddhismus – wird oftmals mit Herkules gleichgesetzt, und nach dem Priesterkönig Johannes, der ein mythisches christliches Reich regiert haben soll, wurde sowohl auf dem afrikanischen als auch auf dem asiatischen Kontinent gesucht.

Religion ist aus der Geschichte der Menschheit nicht wegzudenken – Religion ist wirklich überall!