Digital Humanities

Cosmin Serban.

Wenn wir uns Forschung in der Religionswissenschaft vorstellen, denken wir häufig an das Lesen von alten Büchern, oder an die Beobachtung religiöser Gemeinschaften vor Ort. Tatsächlich findet ein Großteil der Arbeit von Religionswissenschaftler*innen mittlerweile am Computer statt. Und das nicht nur, weil E-Mails-Schreiben oder das Finden neuer Forschungsliteratur eine wichtige Rolle im Arbeitsalltag spielt. Auch das, was wir in der Religionsforschung untersuchen, hat sich längst zu großen Teilen digitalisiert.

Egal, ob wir antike Texte studieren oder religiöse Gruppen der Gegenwart, die Chancen stehen gut, dass wir es (auch) mit digitalen Quellen zu tun haben. Denn zum einen nutzen nicht nur Religionswissenschaftler*innen Computer, sondern auch die Menschen, die wir untersuchen, und digitale Kommunikation spielt für sie häufig eine wichtige Rolle. Und zum anderen sind auch historische Quellen in vielen Fällen digitalisiert und sind so schnell und von jedem Ort erreichbar.

Was bedeutet diese digitale Transformation letztlich für die Religionswissenschaft? Ist es vor allem ein Zuwachs an Bequemlichkeit, wenn ich nicht mehr meinen Schreibtisch verlassen muss, um wichtige Quellen zu finden? Sind unsere Quellen noch Quellen, oder schon Daten, und was ist der Unterschied? Inwieweit ergeben sich hier auch neue Möglichkeiten in der Auswertung, etwa bei der Analyse großer Textsammlungen, die ein Mensch kaum alleine lesen kann? Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz zukünftig in der Religionsforschung? Müssen wir alle Programmieren lernen?

Mit solchen Fragen befasst sich der Schwerpunkt Digital Humanities am CERES. Humanities ist dabei der englische Begriff für die Geistes- und Kulturwissenschaften und Digital Humanities, oder kurz DH, hat sich mittlerweile international als Bezeichnung eingebürgert. Die DH befassen sich dabei aktiv mit der Frage, welche Konsequenzen die Digitalisierung für die Geisteswissenschaften hat, und wie sich diese Entwicklung nicht nur beobachten, sondern auch gestalten lässt.

Studierende am CERES haben die Möglichkeit, sich in verschiedenen Formen mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Dabei lernen sie ganz handfest digitale Werkzeuge kennen, haben aber auch Raum, darüber nachzudenken, was diese digitale Transformation eigentlich für die Wissenschaft bedeutet – und für die Gesellschaft, in der sie stattfindet.