Systematik

Die systematische Religionswissenschaft interessiert sich für Religion aus einer nicht-konfessionellen, d.h. neutralen, Perspektive. Sie fragt anders als die Theologien nicht nach religiösen „Wahrheiten“, sondern nach den Ursachen und Auswirkungen religiösen Verhaltens. Religiöses Handeln kann in diesem Sinne individuell oder kollektiv sein; ersteres ist für die Religionspsychologie, letzteres für die Religionssoziologie und die Religionsethnologie besonders interessant.

Am CERES konzentrieren wir uns in systematischen Seminaren vor allem auf religionssoziologische und -ethnologische Perspektiven, um religiöses Verhalten unter Rückgriff auf klassische Theorien und neue Ansätze der Religionswissenschaft zu erklären. Inwiefern sind religiöse Rituale für die Bestätigung des Weltbilds einer Gruppe und ihrer Integration in die Gemeinschaft wichtig? Was ist der Unterschied zwischen Religion und Magie? Und zwischen Religion und Spiritualität? Wie verändert sich Religion in der Moderne, und was verstehen wir unter den Begriffen Modernisierung, Säkularisierung und Rationalisierung? Studierende lernen unterschiedliche Theorien und Ansätze kennen, die das Schwinden organisierter Religion, die individuelle Neuinterpretation von Glaubensgrundsätzen und Praktiken sowie das Erstarken fundamentalistischer Bewegungen einordnen. Dabei wird auch auf analytische Begriffe wie Autorität oder Materialität zurückgegriffen sowie gesellschaftliche Entwicklungen wie moderne Medien und Gendergleichberechtigung einbezogen.

Zur religionswissenschaftlichen Systematik gehört auch die Vermittlung von Grundkenntnissen der qualitativen Methoden empirischer Religionsforschung. Wie konzipiere ich ein Forschungsprojekt? Wie bereite ich eine Datenerhebung vor und führe meine Forschung durch? Wie werte ich die Ergebnisse im Anschluss aus, und wie kann ich sie in einem weiteren Schritt verschriftlichen? Wie reflektiere ich meine Rolle im Feld?

Die systematische Religionswissenschaft bietet damit eine vielfältige Einführung in sowohl theoretische Ansätze als auch empirisch-methodische Vorgehensweisen.